Im Lübecker Stadtwald bei Schattin

LFRK

Treffpunkt für die Erkundung des Waldstücks „Zuschlag Schattin“ war Samstag, den
16.10.2021 um 10:00 Uhr auf dem Parkplatz von Rothenhusen. 21 Waldinteressierte
verteilten sich auf 5 Fahrzeuge und fuhren Knut Sturm hinterher, der uns die Erkenntnisse
des naturnahen Lübecker Stadtwaldes vermitteln wollte. Die Wegstrecken waren kurz, um so
mehr hörten wir alle gebannt zu, was Knut Sturm uns über seine Forschungen erzählte.

Der Wald „Zuschlag Schattin“ ist ein Glücksfall für den Lübecker Stadtwald. Ursprünglich
gehörte das Gebiet zum St. Johannis Jungfrauenkloster und hieß auch so. Dadurch wurde es
unter dem DDR Regime überwiegend nicht enteignet und so gut wie gar nicht
bewirtschaftet. Bis 1950 haben die Russen Eichenstämme als Reparationsleistung geerntet,
deren Gebiet dann mit Kiefern aufgeforstet wurde. Viel mehr wurde seit 70 Jahren nicht
gemacht, so dass Referenzräume für eine naturnahe Bewirtschaftung entstanden, in denen
das System Wald erforscht werden kann.

Erster Haltepunkt war ein Mischwald, ca. 130 Jahre alt, in dem noch von Konkurrenz unter
den Bäumen die Rede war und wenig totes Holz herum lag. Die Kommunikation zwischen
den Bäumen erfolgt über das Wurzelnetzwerk “Mykorrhiza Symbiose“. Die Baumkronen
waren groß und rund, die Stämme dick. – Ein paar Gehminuten weiter quer Beet standen wir
in einem reinen Buchenhain, ca. 90 Jahre alt. Die Bäume waren erheblich schlanker, standen
sehr dicht, waren ca. 6 m höher als der Mischwald, hatten kein Unterholz, schmale Kronen
und reichlich junge Buchen, die nach oben zum Licht strebten. Die Forschungen der
Naturwald Akademie haben in diesem Bereich ergeben, dass die großen Bäume den kleinen
und schwächeren Stämmen bis zu 40% ihres Nährzuckers über ineinander verschränkte
Wurzeln abgeben. Das war neu: „Soziales Verhalten unter Bäumen“. Die Lebensdauer dieser
Buchen beträgt ca. 200 Jahre und durch die geraden schlanken und hohen Stämme, ist
deren Holz sehr wertvoll.

Dann ging es durch eine Schlucht (mit reichlich Wildschweinspuren) zum nächsten
Mischwald. Dort wurde dann nochmal die Kommunikation der Bäume untereinander
besprochen. Viele kannten das Buch von Wohlleben, „Das geheime Leben der Bäume“.
Zusätzlich erfuhren wir, dass z.B. Kiefern, wenn sie vom Borkenkäfer befallen sind, nach ca.
14 Tagen bestimmte Pheromone (Duftstoffe) aussenden, die Insekten anlocken, die dann die
inzwischen gelegten Larven vertilgen. In dem Referenzstück Kiefernwald starben beim
letzten Borkenkäferbefall unbehandelt 5 Bäume ab. In gleich großen Baumstücken, die
chemisch behandelt wurden (gegen den Borkenkäfer) starben 50 Bäume.

Die Erkenntnisse aus dem Referenzstück des Lübecker Stadtwaldes sind weit weg von der
herkömmlichen Lehrmeinung der Forstwissenschaft, die, wie üblich, viel Unterstützung von
der Chemie Industrie bekommt. Entsprechend schwer hat es die Stiftung Naturwald
Akademie sich mit ihren Forschungen gegen die Vertreter der Chemie Industrie
durchzusetzen.

Für viele von uns war es auch neu, zu hören, dass Efeu, das alte Baumstämme komplett
umschließt und bis in die Kronen wächst, die Bäume nicht erstickt. Und dann lernten wir
noch eine Art Waldsternchen (Frühlingsblüher) kennen, die nur dort im Zuschlag Schattin
wachsen und sich nur durch Klonen vermehren.

Wir haben so viel Neues aufgenommen, dass wir nach 3 ½ Stunden erschöpft aber glücklich
nach Hause gefahren sind.