Zum Weltfrauentag nach London

LFRK

Schon seit einiger Zeit liebäugelten ein paar Lübecker Mastersruderinnen mit dem Projekt
„WEHORR“. Im Herbst und Winter 2024/25 begann dann tatsächlich die Planung und Vorbereitung.
„WEHORR“ ist das “Women’s Eight Head of the River Race”, welches alljährlich Anfang März auf der
Themse in London stattfindet. Genauer gesagt, man rudert auf dem Tideway, welcher einem
Tidenhub von einigen Metern ausgesetzt ist. Die Startzeit wird so gelegt, dass das erste Boot eine
Stunde nach dem Kippen der Tide startet und mit der Strömung auf die Stecke geht. Die Strecke von
Mortlake nach Putney ist 4 Meilen und 374 Yards (6,8 km) lang, sie beinhaltet einige Kurven, Brücken
und weitere Hindernisse.
Doch bis es so weit war, mussten wir erst einmal ein Team bilden, Reisepässe für alle haben und
ordentlich über Winter trainieren. Der LFRK-Kern (Birgit Stender, Bettina Möbius, Christina Thiele und
Maj-Britt Borchardt) wurde verstärkt durch zwei LRG-Ruderinnen (Anke Wagner und Kirsten
Oldenburg), zwei WSAP-Ruderinnen (Astrid Botsch und Adrienne Bülow-Wright) und Katrin Ohltmann
(RGL). Unsere Generalprobe war die Hanseatische Langstrecke am 2. März in Lübeck. Da musste
allerdings die Steuerfrau (ich) mit rudern und Julia Düser pushte uns über die 7 km zwischen
Oberbüssau und LRG. Es fühlte sich gut an, so dass wir motiviert nach London reisten. Wir brauchten
kein eigenes Boot mitzunehmen, was logistisch ein großer Vorteil war. Allerdings weiß man beim
eigenen Boot, was man hat. „Unseren“ Janousek-Achter konnten wir beim FSC erst am frühen
Morgen des Renntages übernehmen, testen und einstellen.
Einige von uns hatten den Luxus, schon am Mittwoch anreisen zu können. Da war ordentlich Zeit für
Sightseeing verschiedentlicher Art. Wir wohnten in zwei Appartements in der Nähe der Kew-Bridge.
Natürlich stand da auch ein Besuch in den Kew-Gardens auf dem Programm. Wir fuhren
Doppeldeckerbus und Underground, schauten uns Notting Hill, The London Eye und viele andere
Sachen an – alles bei schönstem Sonnenschein.
Am Freitagabend war unsere Crew samt Verstärkung (Jan Zamow, RGL) komplett. Nach dem
gemeinsamen Abendessen wurden Rennen und Logistik nochmal durchgegangen. Bei 310 Frauen-
Achtern ist es ganz schön voll auf der Themse. Es gibt ein spezielle Fahrtordnung, und die Boote
werden an den Ufern (Middlesex/Nordseite und Surrey/Südseite) vorsortiert. Man muss Kollisionen
mit anderen Booten, Brücken und Bojen vermeiden und höflich sein. Wir schauten uns an, wo genau
Start und Ziel sind, und peilten eine hoffentlich ideale Linie an.
Passenderweise war das Rennen in diesem Jahr am Weltfrauentag (8. März 2025). Sehr früh gab es
Frühstück und wir fuhren zum Furnivall Sculling Club (FSC), der neben der Hammersmith Bridge liegt.
Pünktlich um 7:00 Uhr konnten wir Boot, Riemen, Schwimmweste und Cox-Box in Empfang nehmen.
Dann folgte eine kleine Testfahrt, ein spannendes Anlegemanöver und eine längere Wartezeit. Immer
mehr Teams kamen hinzu. Denn es war genau festgelegt, welches Boot wann und wo zu Wasser geht.
Nur ein weiteres „Overseas Masters“ Boot war am Start, der RC Tegel.
Etwa eineinhalb Stunden vor dem ersten Start mussten wir zu Wasser, fuhren ganz entspannt
Richtung Start und darüber hinaus, sortierten uns am richtigen Ufer (Surrey) ein, machten ein paar
Fotos und warteten in der Sonne auf den Beginn des Startprozederes. Ungefähr 20 Minuten nach
dem ersten Start durften wir mit Startnummer 103 in die Strömung eindrehen und Richtung Start
fahren. Dann lief eigentlich alles nach Plan. Chiswick Bridge – Start – Barnes Bridge – Chiswick Eyot -
Hammersmith Bridge – The Black Buoy – Ziel – Putney Bridge – Fulham Railway Bridge… und dann
wieder zurück zur Streckenhälfte und Bootsrückgabe. Das Rennen verlief flüssig und der SpeedCoach
zeigte oft 1:40 an, sodass wir insgesamt nach 23:20.4 Minuten ins Zeil kamen. Wir waren sehr
zufrieden und etwas überrascht, dass wir uns damit nicht weiter vorn platzieren konnten. Also
trainieren wir weiter Technik und Kraft, damit wir bei den 1000m-Regatten erfolgreich mitfahren
können. Nach einem Bier, und einer Fotosession im Zielbereich hatten wir uns die Dusche und das
Abendessen in einem Pub mehr als verdient.
Unser Abreisetag war geprägt von der „netten“ Überraschung, dass der Airport Hamburg nun doch
schon sonntags bestreikt wird. Somit hatten wir außer Frühstück und Packen auch noch die komplette
Rückreise-Orga zu erledigen. Zwei entschieden sich für den EuroStar, der Rest flog über Kopenhagen
oder blieb eh noch etwas länger. Ein Teil unserer Gruppe hatte eine geführte Radtour gebucht, die wir
richtig genossen, bevor wir unsere alternative Rückreise antraten: Flug nach CPH, Flixbus nach Kiel,
Zug nach HL. Und Montagmorgen waren wir alle wieder „auf dem Posten“. 😉