Vogalonga (das lange Ruder) ist eine sportive, nicht kompetetive Ruderveranstaltung, die in
der Lagune von Venedig seit 1974 jährlich stattfindet. Sie entstand als Protestbewegung: Die
von vielen Motorbooten erzeugte Wellenbewegung ist eine von Jahr zu Jahr wachsende
Gefahr für die Stadt und seine Lagunen.
Nur von Muskelkraft angetriebene Boote, seien es Ruderboote, Kajaks, Kanus, Gondeln,
Drachenboote oder andere, dürfen am Pfingstsonntag den 30 km Streckenkurs durch Venedig
rudern.
Auch wir, 8 Mitglieder des LFRK und LRK planten 2020 dabei zu sein, aber ...... Ihr ahnt es
schon, Corona kam dazwischen. Erst 2022 wurde wieder zur 46. Vogalonga eingeladen und
wir meldeten uns an, leider nur noch zu sechst: Norbert Pauli als Fahrtenleiter, Heike und
Klaus Giebel, Susanne Heimann, Melanie Brand und Nicole Atrops.
Am 29.Mai trafen wir uns abends am Klub und haben die beiden Boote Campow und Erhard
Edener auf den Anhänger geladen, um dann am nächsten Morgen früh in Richtung Süden im
VW Bus mit Anhänger zu starten: Boote, Mannschaft und jede Menge Vorfreude an Bord!
Die Strecke bis nach Venedig ist – Euch allen bestimmt auch klar – nicht gerade ein
Katzensprung. Deswegen haben wir südlich von München unseren ersten Halt gemacht.
Nach einer erholsamen Nacht und wunderbarem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum
Münchner Ruder-Club 1880 und dessen Bootshaus am Starnberger See. Ich sag nur:
Unglaublich schönes Bootshaus, herrliches Ruderwetter und ein toller Rudertag mit
beeindruckenden Immobilienaussichten am Wasser entlang und zünftiger Einkehr an einem
unprätentiösen Kiosk. Den Abend haben wir dann im lokalen Wirtshaus – siehe Foto – gut
ausklingen lassen!
Am nächsten Tag erkundeten wir mit unseren Booten den Ammersee und haben eine sehr
freundlcihe Aufnahme durch Friedrike Hellerer vom TSV Hersching erfahren!
Gleichzeitig wurden dort Aufnahmen für eine Pumuckl-Neuverfilmung gedreht ..... also bitte
bei der neuen Serie drauf achten, ob Ihr uns oder unsere Boote erkennt! Der Ammersee ist
eindeutig „low key“ verglichen mit dem Starnberger See..... weniger Gebäudeansicht und
mehr Grün ...... wunderschön, aber die entspannte Umgebung darf nicht über plötzliche
Wetterveränderungen täuschen: Es wurde eine recht wellige Rückfahrt!
Tag drauf ging ́s nach Italien: Schroffe Berge, schmale Täler ..... nun ja, viele von Euch
kennen diese Strecke, aber kennt Ihr auch Grand`Alfi? Schließlich hatten wir längjährige
Gardaurlauber dabei, die einen Zwischenstopp dort anregten, um unsere Vorräte (vor allem
frisches Obst und lokalen Wein) aufzufüllen, bevor es weiter nach Chioggia ging: Unser
italienischer Heimatort.
Chioggia ist eine auf Holzpfählen errichtete Stadt mit Seehafen und liegt im Süden der
Lagune von Venedig. Wegen Ihrer Ähnlichkeit mit „La Serenissima“ wird sie auch „Klein-
Venedig“ genannt ...... und ihren Charme konnten wir am nächsten Tag, jeder nach Lust und
Laune, entdecken: Kanäle und romantische Brücken, entspannt vor sich hin rostende
Fischkutter und gemächlich flatternde Wäsche, gespannt von Balkon zu Balkon.
Während ein Teil der Mannschaft dies bei Eisbombe und Aperol auf sich wirken ließ, gesellte sich ein
anderer Teil zu den italienischen Urlaubern am breiten Strand: Sonne, Buch im Liegestuhl
und Meer, was will man/frau mehr? Wir waren eindeutig urlaubstechnisch angekommen!
An dieser Stelle möchte ich kurz unsere großartige kulinarische Versorgung erwähnen:
Ob auf der Fahrtstrecke oder in den Ferienwohnungen - absolute Spitzenleistung! Immer
super frisch und tollem Geschmack .... dazu noch fürs Auge schön hergerichtet: Allen
Beteiligten herzlichen Dank!
Am nächsten Tag Venedig: Wir haben die Boote auf einem Schotterparkplatz abgeladen und
aufgeriggert inmitten einer bunten, internationalen Schar von Ruderbegeisterten, ob mit
Ruderboot, Kajak oder Kanu. Wie viele andere Teilnehmer haben wir anschließend mit Müh
und Not das Orga-Büro der Vogalonga am San Marco 3998 gefunden. Danach sind wir in
aller Ruhe durch die Gassen und über die Brücken von Vendeig zu unserem Auto
zurückspaziert.
Am nächsten Morgen um 6:30 Uhr waren wir am Parkplatz, um unsere Boote
rechtzeitig ins Wasser zu lassen ..... es war einfach nicht möglich: Es waren viel zu viele
Boote, die an einem nicht adequaten Steg ins Wasser gelassen werden sollten ... es führte zu
großen Verzögerungen, zu Unmut bei vielen und zu Verletzungen bei einigen
Ruderkameranden. Als der Startschuß um 9 Uhr vom Markusplatz aus erklang, waren unsere
Boote gerade erst startklar im Wasser .... aber noch weit vom Start entfernt.......
Wir sind losgerudert– natürlich nicht allein, aber trotzdem zunächst hinterm Feld.
Die 30 km Vogalonga Ruderstrecke beginnt im Markusbecken an der Punta della Dogana und
läuft den Kanal San Marco entlang, u.a. mit Blick auf das Gelände der „Biennale Arte 2022“ ,
aber nur kurz, denn Wellengang und Schiffsverkehr haben unsere Aufmerksamkeit voll in
Anspruch genommen. Der Kurs schlängelt sich zwischen den Inseln bis nordöstlich hin zu
Burano. Diese Insel wird einmal durchquert, so dass wir entspannt die bunten kleinen Häuser
am Kanal entlang wie auch pausierende Mitruderer und ihre Boote bestaunen konnten. Eine
größere Pause haben wir uns gespart.
Inzwischen hatten wir aufgeholt und ruderten in einem bunten Pulk von Booten, die sich
weiter auf den Weg nach und durch Murano machten, um dann wieder in Richtung Venedig
zu steuern. Wie wir uns Venedig näherten, knubbelten sich die Boote mehr und mehr, so dass
der Einsatz von Tauchern für die „Koordinierung vom Wasser aus“ als hilfreich erwies und
uns alle so nach und nach in den Kanal dirigierten, der uns dann anschließend wieder zum
Canal Grande führte: Welch ein großartiges und einmaliges Gefühl, Teil der bunten
Bootstruppe und deren internationalen Mannschaft zu sein, und gleichzeitig unter der Rialto
Brücke und entlang der vielen beeindruckenden historischen Bauwerke der Lagunenstadt zu
rudern: Magnifico! Einmalig!
Die Zuschauer haben geklatscht, gewunken und geknipst ..... und wir ruderten weiter, gut
gelaunt und scheinbar mühelos (außer für die zwei Steuerleute!), trotz der vielen Kilometer
bei ständiger Sonneneinstrahlung, bis zur Ziellinie, der Punta della Salute. Am Fuße der
Basilica S. Maria della Salute standen das Orga-Team und warfen die Medaillen und
Zertifikte ins Boot: 46. Vogalonga, wir sind dabei gewesen!
Danach ruderten wir gemählich wieder den Canal Grande zurück und zu unserem
Hängerparkplatz. Hier kam es leider zum Unfall beim Herausnehmen des Bootes: Es war
nicht der erste an diesem Tag, erwischte aber diesmal unseren Fahrtenleiter, Norbert Pauli, und bescherte ihm eine sehr schmerzhafte Verletzung des Handgelenks. Es war ein Dämpfer
unserer ungetrübten Freude an diesem besonderen Tag!
Unseren letzten Tag in Chioggia haben wir ganz „sutsche“ verbracht und die vielen Bilder
vom Tag zuvor nochmal vorbeigleiten lassen.
Bevor es am nächsten Tag wieder zurück gen Norden ging, posierten wir mit Shirt und
Radaddelchen am Bootsanhänger: Siehe Erinnerungsfoto.
Zurück ließen wir am Wegesrand weiße Flamingos und die Erinnerung an eine ganz
besondere Regatta und machten uns auf in Richtung Prien. Auf dieser Wanderfahrt waren die
Reisetage meist auch Regentage, dagegen hatten wir immer gutes Ruderwetter: So soll ́s sein,
nicht wahr!
In Prien angekommen wurden wir von Klaus Wenzel zum versteckt liegenden Bootshaus des
RV Prien gelotst: Idyllisch! Am nächsten Tag hat dann der Chiemsee seinen ganzen Charme
ausgebreitet und uns einen wunderbaren Rudertag in bayrischen Farben geschenkt
(Beweisfoto anbei). Auf der Terrasse des Schlosscafes Herrenchiemsee haben wir noch
bayrische Spezialitäten genießen können: Ein rundum perfekter Abschluss der
Ruderwanderfahrt!
Die Rückfahrt war erwartungsgemäß lang und vor allem für die Fahrer anstrengend, aber alle
und alles ist heil angekommen und am Ende des Tages waren die Boote wieder sauber an
ihrem Liegeplatz verstaut.
Wegfahren ist spannend. Heimkommen tut gut.
Ein großes Dankeschön für diese wunderbare und einmalige Ruderwanderfahrt, besonders
natürlich an den Fahrtenleiter, Norbert Pauli.
Nicole Atrops